Legasthenie

Gengesteuerte Entwicklungsprozesse im Gehirn beeinflussen bei legasthenen und
dyskalkulen Kindern die Sinneswahrnehmungen. Dadurch haben betroffene Personen eine
andere Informationsverarbeitung und eine andere Lernfähigkeit. Gedanken stehen oft nicht
im Einklang mit dem Handeln.


Durch unscharfe Sinneswahrnehmungen und die daraus folgende Unaufmerksamkeit kommt
es bei Betroffenen zu Wahrnehmungsfehlern, die in dem Moment, wenn das Wort
geschrieben oder gelesen wird, auftreten.
Von vielen werden diese oft fälschlicherweise als Rechtschreibfehler abgetan.
Wahrnehmungsfehler passieren bei legasthenen Kindern oder Erwachsenen meistens bei
schon bekannten und häufig verwendeten Wörtern. Rechtschreibfehler entstehen im
Gegensatz dazu, wenn jemand das Wort nicht kennt oder mit dem dazugehörigen
Regelwissen nicht vertraut ist.


Legasthenie ist keine Krankheit, Behinderung, Störung oder Schwäche. Legasthene
Menschen sind zumeist sehr intelligent (besonders talentiert im technischen und kreativen
Bereich), hoch begabt und können Leistungen erbringen, an die andere nie herankommen
können. Legasthene Gehirne sind jedoch anders „verkabelt“ – Informationen werden anders
verarbeitet. Daraus resultieren Stärken und Herausforderungen.


Betroffene benötigen
lediglich speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte pädagogische Methoden, da sie mit den
üblichen in der Schule angebotenen Lehrmethoden nicht zurechtkommen. So fällt ein
Legasthenie-Training in erster Linie in den Bereich des Pädagogen.
Dr. Astrid Kopp-Duller, Dr. Livia R. Pailer-Duller (Buch: Legasthenie im Erwachsenenalter)


Legasthene Kinder benötigen einerseits Verständnis und andererseits eine gezielte,
individuelle pädagogische Förderung. Die Eltern, Lehrer und bei Bedarf auch Spezialisten
müssen mit eingebunden werden.

Bei mangelhafter Zusammenarbeit können psychosomatische Erkrankungen bis
psychopathologische Erscheinungen auftreten und Lernfortschritte auf sich warten
lassen. Bei bestehenden Sekundärproblematiken müssen weitere Spezialisten wie Ärzte,
Psychologen, Psychotherapeuten etc. hinzugezogen werden.


Anzeichen für Legasthenie bei einem Schüler unter 9 Jahren:


  • große Schwierigkeiten beim Lernen des Lesens und Schreibens
  • ständiges und fortlaufendes Vertauschen von Zahlen und Buchstaben (z.B. 15 für 51 , b für d)
  • Probleme beim Unterscheiden von rechts und links
  • Schwierigkeiten beim Behalten des Alphabets, beim Multiplizieren von Tabellen
  • Schwierigkeiten beim Erinnern von Reihenfolgen wie z.B. der Tage der Woche, der Monate
    des Jahres und der Jahreszeiten
  • fortlaufende Schwierigkeiten beim Binden von Schuhbändern, Ballfangen, Seilspringen usw.
  • Unaufmerksamkeit beim Schreiben, Lesen oder Rechnen
  • Frustration, die zu Verhaltensproblemen führen kann.

Auch mittels eines Intelligenztests kann man keine Legasthenie feststellen. Wie das Wort
schon ausdrückt, wird durch einen Intelligenztest die Intelligenz eines Menschen festgestellt.
Diese sagt aber tatsächlich nichts über eine eventuell vorhandene Legasthenie aus. Kinder
mit niedrigem IQ werden nicht als Legastheniker, sondern als kognitiv minderbegabt
bezeichnet.


Bei einem Verdacht auf Legasthenie kann der pädagogische Sinneswahrnehmungs-Test Aufschluss geben. Das
Testverfahren gibt sehr schnell Auskunft über Aufmerksamkeit, Sinneswahrnehmungen
und Fehlersymptomatik des betroffenen Kindes.

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Es gibt kein psychologisches Testverfahren, mit dem man einzig und allein eine
Leg./LRS/Dys./Rechenschwäche feststellen könnte! Alle Testverfahren, hauptsächlich IQ-
Tests - die meisten stellen den IQ-Wert mittels Sinneswahrnehmungsleistungen fest - und
auch LRS-Tests (diese sind gerade bei legasthenen Menschen sehr wenig aussagekräftig, weil
ihre Lese- und Schreibleistungen stark schwanken und verfassungsabhängig sind) sind dazu
leider wenig hilfreich, dennoch halten öffentliche Stellen, an diese Art von Feststellung noch
immer fest, weil es gesetzlich so definiert ist.
Unberührt davon bleibt jedoch, dass der einzelne Lehrer im Unterricht sehr wohl ein
pädagogisches Gutachten anerkennen und somit auf das
legasthene Kind Rücksicht nehmen kann und z.B. die mündlichen Leistungen stärker
bewertet als die schriftlichen. Dies kann erfolgen, wenn der Lehrer für die Thematik
sensibilisiert ist. Es ist aber zu beobachten, dass auch in deutschen Schulen LehrerInnen
immer häufiger auf die pädagogischen Feststellungen durch KollegInnen reflektieren und
den betroffenen Kindern zumindest Verständnis entgegenbringen."

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